Direkt zum Hauptbereich

Für Einsteiger: Ein Shirt nähen, Teil 3



Zum dritten Teil meiner Anleitung:
Ich habe einen lieben Kommentar erhalten (überhaupt danke ich für alle Kommentare und Mails und die vielen darin enthaltenen Komplimente). Darin 'gesteht' mir Sylvia, dass sie überhaupt nicht weiss, wie sie richtig mit der Schneidematte umgehen muss. Sie fragt sich, warum denn die ganzen Bezeichnungen auf der Matte sind, wenn man sie ja dann, wenn der Stoff darauf liegt, nicht mehr sieht? (Foto einer Schneidematte im 1.Teil)
Meiner Meinung nach sind diese Bezeichnungen völlig überflüssig und könnten vom Hersteller auch einfach weggelassen werden. Vielleicht könnte man sie für Patchworkarbeiten benutzen, aber selbst da verlasse ich mich lieber auf das Geodreieck oder das spezielle Zuschneidelineal.
Ich habe 4 solche Matten mit jeweils einer Grösse von 60cm x 90cm. Sie liegen ständig auf meinem Arbeitstisch, selbst wenn ich Schnittmuster konstruiere oder andere Sachen erledige. Zwei der Matten sind schon fast 10 Jahre in Gebrauch, eine lohnende Investition!
Bald werde ich die Matten mit doppelseitigem Klebband auf dem Tisch fixieren.
Ansonsten muss der Matte keine weitere Beachtung geschenkt werden. Wichtig ist, dass das Teil, das zugeschnitten werden muss, immer vollständig auf der Matte liegt. Denn weil ich keine Stecknadeln beim Zuschnitt verwende, kann ich ein erst halb zugeschnittenes Teil nicht verschieben, weil dann alles verrutschen würde. Und wenn ich mit dem Rollschneider auf dem Tisch schneide, ist die Klinge danach nicht mehr scharf und  sie muss ausgewechselt werden.


So wie auf dem Bild oben den Ärmel zuschneiden. Bevor Du nun das Schnittmuster vom Stoffteil entfernen kannst, musst Du die zwei Bezeichnungen auf dem Schnittmuster mit Trickmarker oder mit einem winzigen Einschnitt in den Stoff ( so mache ich es) an der Stelle markieren. Eine Markierung ist da, wo später die Schulternaht auf den Ärmel trifft und eine Bezeichnung zeigt an, welches der vordere Teil des Ärmels ist.
Hier nochmals eine Übersicht der Nahtzugaben: Nähte 8mm, Säume 20mm.



Nun musst Du nur noch das Halsbündchen zuschneiden. Dazu musst Du jeweils das Halsloch an Vorder- und Rückenteil ausmessen.


Schreibe die Masse direkt auf das Papier. Wenn Du Dir ein zweites Shirt nähst, kannst Du diesen Arbeitsschritt weglassen.
Zähle nun die beiden Masse zusammen. Da Du am Schnittmuster nur ein halbes Shirt hast musst Du nun das Mass verdoppeln. Nun musst du davon 10% abziehen. Das Ergebnis entspricht nun der Länge des Halsbündchens. Schreibe das auch auf das Papier.

Rechnungsbeispiel:
Mass Rückenhalsloch       =    9cm
Mass Vorderhalsloch        =  18cm
Summe                             =  27cm
Verdoppelung                   =  54cm
10%                                  =  5.4cm
Länge des Bündchens     =  48.6cm

Du denkst sicher: Warum diese Rechnerei? Warum genau 10% ?
Jersey ist elastisch. Die Gefahr, dass sich der Halsausschnitt verzieht wenn Du das Bündchen annähst, ist riesig. Beim angezogenen Shirt würde der Halsausschnitt nicht schön liegen, sondern wellenartig vom Körper abstehen. Darum schneiden wir das Halsbündchen kürzer als der Halsausschnitt eigentlich ist. In der Regel reichen 10% aus. Es gibt Jerseys, die nicht so elastisch sind. Da muss das Bündchen fast überhaupt nicht gekürzt werden. Es gibt aber auch Jerseys, die sind so gummiartig, dass das Bündchen bis 40% verkürzt werden muss damit am Schluss alles passt. Die Rechnerei lohnt sich also.

Nun kannst Du mit dem Rollschneider und einem Geodreieck mit Haltegriff aus dem Stoff einen Streifen von 4cm Breite und der Länge (hier 48.6cm) schneiden.

Die Zähnchen der einen Stoffseite laufen parallel zu den kurzen Bündchenkanten.
Nun ist das Shirt fertig zugeschnitten und Du solltest 5 Teile vor Dir liegen haben:
Vorderteil, Rückenteil, 2 x Ärmel und ein Halsbündchen.

Nun hoffe ich, das mit der Scheidematte ist etwas verständlicher? Oder die restliche Anleitung ist klar?

Ich wünsche Euch allen ein wunderschönes Wochenende und bis bald!
Liebe Grüsse
Sandra




Kommentare

  1. Super erklärt, dankeschön! hab mich nämlich mit matte und rollschneider auch noch nicht so anfreunden können, aber jetzt!

    ich wünsch dir ein schönes wochenende, liebe grüße von
    dana

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Sandra,
    lange kennen wir uns ja noch nicht :-) Habe mir nun deinen Blog durchgelesen und für mich persönlich ist er ein sehr großer Wissensschatz. Denn ich selbst traue mich nie an Strick oder Jerseystoffen, weil ich nie wirklich begriffen habe (vielleicht auch pure Faulheit) die Dehnungsbeträge zu erfassen und einzuzrechnen. Also vielen lieben Dank dafür, dass du dein Wissen hier öffentlich teilst!

    Liebe Grüße aus Köln
    Basti

    AntwortenLöschen
  3. Hallo Sandra,
    habe deinen Blog gerade entdeckt und werde fleißig weiterlesen!
    Tolle Tipps sind das! Da hat man gar nicht mehr so große Angst vor Jersey! ;-)
    Lg, Miriam

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

DIY - Auf die Kuh gekommen...

Sie ist fröhlich und zaubert ein Lächeln ins Gesicht! Die Kinder lieben sie. Allerdings, um sie selber zu nähen muss man ein wenig geübt sein. Die kleinen Teile haben es in sich!     Als erstes das Bild mit dem Schnittmuster abspeichern, und in A4 - Grösse ausdrucken. Damit die Teile in etwa so gross sind wie meine, habe ich Euch eine Streckenlänge angegeben. Mit dieser Grösse wird die Kuh etwa 18cm hoch. Wer sie grösser haben möchte, kann das Muster mit dem Kopierer einfach vergrössern. Je grösser die Teile, umso einfacher ist das Ganze zu nähen.     Plündert Eure Restenkiste. Am besten geeignet sind Frotte oder Plüsch, aber es geht auch mit normalem Baumwollstoff. Mein Kühchen beweist es. Sucht zusammen, was Euch gefällt!   Dann werden alle Teile mit jeweils 5mm Nahtzugabe rundum so viele Male zugeschnitten, wie auf dem Schnittmuster vermerkt ist. Die Öhrchen werden verstürzt und wie auf dem Bild gegeinander gelegt. Die Schnauzenteile werden zusammengenäht

Das beleuchtete Kleid

Es war ein schon lange erhaltener Auftrag, den ich aber erst jetzt noch ausgeführt habe. Gewünscht wurde ein beleuchtetes Kleid. Das Material dafür hat die Auftraggeberin selber in Frankreich eingekauft, bei der Firma LumiGram  .     Zu der Lieferung erhielt ich drei Merkblätter, unter anderem eines in dem beschrieben wurde wie der Stoff zuzuschneiden sei und was man alles nicht darf (und das ist so einiges!) Im Kontakt mit der Firma wurde gesagt, das die Schnitte einfach zu halten seien und möglichst salopp sein sollen. Aber bei einem steiflichen Material ohne jeglichen Fall würde die Person angezogen aussehen wie ein Ballon. Zudem wünschte sich die Auftraggeberin ein auf Figur geschnittenes Kleid.     Das Material bestand aus einzelnen Panels, wobei jedes Panel aus drei LED-Lämpchen besteht, die ihr Licht in die einzelnen Glasfaserstränge verteilen. Pro Panel wird eine Batterie angeschlossen. Meine Aufgabe war es nun, aus drei Panels das Kleid herzustellen. Beim

Vorlage Preiskalkulation und unser Konsum

Auf Ansalia   und Stoffn   laufen Diskussionen über die Preisgestaltung von handgemachten Artikeln. Dabei ist mir aufgefallen, das sehr viele sich über die genauen Aufwände und Kosten bei der Herstellung eines Produktes nicht im Klaren sind.   Bevor ich mein persönliches Rechenbeispiel anhand dieses Weekenders erläutere, ein Wort zu allen die das Kreativ sein als Hobby betreiben: Denkt beim Lesen dieses Posts nicht dass die Angaben für Euch nicht gelten, gerade weil es "nur" Hobby ist. Überlegt Euch, was ihr bei denjenigen anrichtet, die vom Kreativ sein Leben. Dinge unter Wert zu verkaufen bedeutet für die Selbständigen einen noch viel grösseren Preiskampf als sowieso schon ist. Hobbybetreiber können also Gewerbetreibenden schaden, wenn auch unbewusst. Aber wann ist ein Artikel unter Wert verkauft? Wann ist der Preis ein Wucherpreis? Nun also zu meinem Kalkulationsbeispiel: Produktbeschrieb: Der Weekender "Seatime" ist quasi eine Reisetasche, die ge

Jerseyteil aus Baumwolle nähen?

Mich hat von Martina eine Frage erreicht. In Bezug auf meine beiden Posts, die die Elastizität von Jersey behandeln ( Teil 1 und Teil 2 ) fragte sie: Ich würde gerne ein Teil, das ich schon einige Male aus Jersey genäht habe, aus Baumwolle ohne Elastizität nähen. Kann ich den Schnitt nicht einfach rundum 0,5cm vergrössern? Wie kann ich die Elastizität ausgleichen? Der Fall von Baumwolle ist ganz anders als bei Jersey, was die Optik ganz stark verändern kann. Aber den Versuch kann man natürlich wagen! Zum Vorgehen wie Du das Schnittmuster anpassen kannst: Nimm das Teil aus Jersey, das Du aus Baumwolle nähen willst. Wie bei der Maschenprobe beim Stricken musst Du nun ausrechnen, um wieviel das Schnittmuster vergrössert werden muss, um die fehlende Elastizität auszugleichen. Bezeichne dazu im Bereich der Oberweite ein Stück von 10cm (quer, nicht längs!), in dem Du zwei Fäden einziehst. Mach das an Vorder- und Rückenteil. Nun ziehst Du das Oberteil an, und misst den Abstand zwisc

DIY - Aus Jeans mach neu

    Upcycling ist in aller Munde. Unser Massenkonsum belastet die Umwelt und erschöpft vorhandene Ressourcen. Viel vermeintlich Altes kann neuer Verwendung zugeführt werden. Was eignet sich besser als eine alte Jeans?   Die Nähanleitung gibt's wie immer auf Handcraftaholic .     Wer für das Projekt genau das gleiche Schnittmuster verwenden möchte wie wir: Das gibt es HIER   Viel Spass beim Upcyclen!   Herzliche Grüsse Sandra  

Von Ärmel zu ärmellos

Im Moment sind ja eigentlich eher die "formlosen" grossgeschnittenen Shirts angesagt. Basics, also schmalgeschnittene einfache Shirts, sind aber immer gewünscht. Besonders bei denjenigen, die in "Bürokleidung" zur Arbeit müssen. Zum Glück wird es langsam wieder wärmer. Zeit für ärmellos! Wie gehst Du nun vor, wenn das Schnittmuster des Shirts mit Ärmel gedacht ist, Du aber ein ärmelloses haben möchtest? Wenn Du willst, dass niemand die Farbe Deines BH's erkennen kann, das Armloch also schön anliegen soll, musst Du vor dem Zuschneiden ein paar kleine Änderungen am Schnittmuster vornehmen. Am besten Du kopierst es einmal ab, damit Du das passende Muster mit Ärmel immer noch verwenden kannst. Voraussetzung ist: Das vorhandene Muster mit Ärmel muss ebenfalls schmal geschnitten sein, mit kleinem Armloch. Sonst stimmen die folgenden Änderungen nicht... Verenge an den Seitennähten vom Armloch bis zur Taille das Muster um je 1cm. Vertiefe das Armloch ebenfalls

Ein Berg alter T-Shirts - es werde ein Quilt!

    Zu Hause liegt ein Stapel alter T-Shirts. Getragen werden können sie nicht mehr, dazu sind sie zu ausgeleiert oder einfach nicht gut geschnitten. Die Aufdrucke auf den einzelnen Teilen aber erzählen die persönliche Geschichte. Jedes Shirt steht für eine andere Episode. Es ist unmöglich, sich von den Shirts zu trennen! Aber im Schrank zu lagern benötigt Platz und schöner werden die Shirts da ja auch nicht.       Mit Zeit und Geduld wird ein Quilt!   In der Nähwerkstatt ist ein solches Stück entstanden:         Der Boden der Nähwerkstatt wurde mit den Shirts bedeckt. Einige mussten unbedingt mit in den Quilt, bei anderen war man unschlüssig. Einige wurden ganz aussortiert.       Ein alter Bettdeckenanzug sollte für die Zwischenstreifen verwendet werden. Darauf wurden die ausgewählten und inzwischen grob zugeschnittenen Shirts ausgelegt. Die einmal festgelegte Ordnung wurde mittels Handy festgehalten damit während des Nähprozesses imme

Shooting Nr. 2: Leinenpulli

Na gut! Wer den Titel liest wird denken, ich sei total in der Jahreszeit verirrt. Es ist wohl nicht der richtige Moment für Leinenpullis. Wer aber schon länger ab und zu in meinem Blog liest, weiss, dass ich absolute Winterhasserin bin.     Ursprünglich hatte ich auch vor, Euch den Stoff schmackhaft zu machen, der für die Saison Sommer 2014 von einem italienischen Hersteller produziert wird. Aber: Er ist schon gänzlich ausverkauft!     Weil aber Pullis in allen Varianten auch für den Winter voll im Trend sind, funktioniert dieser Post trotzdem.     Ein simpler Schnitt, mit schräg nach vorne laufender Seitennaht (macht schlank!), tief angesetzte Ärmel...     ...und hinten länger als vorne. Mehr braucht es nicht, so finde ich wenigstens...   Allen einen guten Wochenstart!   Herzliche Grüsse Sandra       

Puppes neue Kleider

  Es gibt immer wieder Aufträge, die einem selbst viel mehr bedeuten als "bloss" den Kunden oder die Kundin zufriedenzustellen. Dazu gehörte dieser Auftrag: Zwei handgemachte Puppen, siebzig und achtzig Zentimeter gross, sollten mit der hier üblichen Tracht eingekleidet werden.     Dazu gehörte auch das Stricken des "Fichu's", dem Tuch dass das Mädchen um den Hals trägt. Ein Wochenende habe ich mich mit dieser Strickarbeit beschäftigt und habe dem Gebilde, dass da an den Nadeln entstand lange Zeit nicht getraut.    Wie beim Kunden sonst auch habe ich an den Puppen Mass genommen und so gut es ging während des Entstehungsprozesses Anproben vorgenommen. Das Edelweisshemdchen des Buben hat mich etwas ins Schwitzen gebracht, denn als ich dem Bäbi das fertige Stück anziehen wollte musste ich feststellen, das ich es dem Buben nicht über den Kopf ziehen kann!!! Also musste ein Teil wieder geöffnet werden und am Puppenkörper von Hand fertig genäht we

Auf heissem Pflaster

Mit diesem Post begebe ich mich auf etwas heisses Pflaster, oder besser gesagt meine Tat die ich in diesem Post beschreibe... Bis jetzt weiss ich nur von Coco Chanel, die sich von Kopisten geschmeichelt fühlte, alle anderen grossen Designer empfinden sie als grosse Plage. Da die Sache aber der Erweiterung meines Horizonts in Punkto Schnitttechnik diente und nicht um damit Geld zu verdienen, hoffe ich, es sei mir verziehen!     Es ergab sich nämlich, das ich im Moment zwei Original Vivienne Westwood Teile in der Nähwerkstatt habe. Westwood hat nicht nur den Punk erfunden, sie hat auch ein riesiges Wissen über historische Schnitte, was deutlich in ihrer Arbeit sichtbar ist. Schon immer fasziniert von der Linienführung und dem schnitttechnischen Geschick dieser Dame, konnte ich nun einfach nicht anders, als diese zwei Teile genau zu analysieren. Mein Ehrgeiz war erwacht, ich wollte wissen, ob ich ein solches Teil auch hinbekomme. Eine klassische Schnittabnahme war nicht möglich,